Ein Tag in Freiburg

Freiburg im Breisgau ist mit rund 1700 Sonnenstunden pro Jahr die wärmste Stadt Deutschlands, wenn man einem Mythos glauben soll. Im Schwarzwald im Südwesten Deutschlands direkt an der Autobahn A5 gelegen, befindet sich Freiburg nicht weit von der Grenze zur Schweiz entfernt. Auch Frankreich ist nur einen Steinwurf entfernt. Aufgrund der wunderschönen Altstadt mit den Freiburger Bächle und dem berühmten Münster kommen jährlich mehrere Millionen Besucher in die Universitätsstadt.
Mit über 230.000 Einwohnern ist Freiburg eine Großstadt, fühlt sich aber nicht so an. Und was mir sehr sympathisch ist: Freiburg gilt als Vorreiter, was ökologisches Wohnen und Umweltschutz betrifft.
Motel One Freiburg

Rund 600 km und 6 Stunden Autofahrt liegen hinter uns, als wir am Abend unser Hotel in Freiburg erreichen. Unser stylisches Hotel der bekannten Kette „Motel One“ bietet ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis und liegt sehr zentral. Wir müssen nur über die Straße gehen und sind sofort mitten in der City.

Check-In im Motel One

Stadtrundgang

Unser Hotel liegt fussläufig zur Innenstadt

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück gehe ich vom Hotel aus zu Fuß auf Erkundungstour. Ich starte meinen Spaziergang in der schönen Altstadt, die für ihre Stadttore, hübsche alte Häuser aus verschiedenen Jahrhunderten, kleine Geschäfte, Cafés und urige Gasthäuser bekannt ist.

Das Siegesdenkmal in Freiburg im Breisgau ist ein Denkmal, das an den Sieg Deutschlands im Deutsch-Französischen Krieg im Jahre 1871 erinnern soll

Die Pflasterstraßen und Gassen im historischen Kern sind überwiegend autofrei. Besonders hübsch finde ich die kleinen Mosaike auf dem Fußweg vor vielen Läden, deren Logo häufig zum Geschäft passt. Vor Bäckereien findet man beispielsweise eine Brezel, vor Friseuren eine Schere.

Der Basler Hof in der Kaiser-Joseph-Straße in Freiburg ist ein spätgotisches Gebäude aus dem 15. Jahrhundert
Heute ist der Basler Hof Sitz des Regierungsbezirks Freiburg. Ein schönes Mosaik auf dem Pflaster ziert den Eingangsbereich

Bächle und Gässle

Die Freiburger Bächle sind ein Wahrzeichen der Stadt

Wirklich einzigartig sind die bekannten Freiburger Bächle, die sich über 15 Kilometer durch die gesamte Altstadt ziehen. Sie werden mit dem Wasser aus dem Fluss Dreisam gespeist und versorgten im 12. Jahrhundert die Menschen mit Trink- Brauch- und Löschwasser.

Diese lustige Figur badet im Bächle vor einem Geschäft mit Geschenkartikeln

Singles aufgepasst: Wer aus Versehen ins Bächle tritt, so eine badische Sage, muss einen Freiburger oder eine Freiburgerin heiraten.

Besonders zauberhaft sind die richtig engen Gässle am Münsterplatz, durch die manchmal sogar noch ein Bächle fließt.

Das gibt es nur in Freiburg: Mini-Gässle mit Bächle

Und schon stehe ich staunend vor dem Wahrzeichen Freiburgs, dem Freiburger Münster.

Freiburger Münster

Das Freiburger Münster wird auch „Münster Unserer Lieben Frau“ genannt

Wahrzeichen der Stadt und Lieblingsgebäude der Freiburger ist das riesige Münster, dessen Konstruktion über 300 Jahre gedauert haben soll. Es sollte ein Symbol für Freiburgs Reichtum werden. Vor allem der 116 Meter hohe Turm aus rotem Sandstein wurde schon häufig als schönster Turm der Christenheit bezeichnet. In 70 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform, die zu Fuß über 270 Stufen erreicht werden kann. Oben angekommen wird man mit einem grandiosen Ausblick über Freiburg bis hin zum Schwarzwald belohnt. Weil die Sicht heute sehr schlecht ist, steige ich nicht auf den Turm.

91 Wasserspeier zieren das Münster

Ich blicke nach oben und schaue mir die vielen (91 sollen es sein) individuell gestalteten faszinierenden Wasserspeier-Figuren an der Dachrinne des Münsters an. Sie haben die Aufgabe, nicht nur das Regenwasser, sondern auch das Böse fernzuhalten. Ich laufe insgesamt dreimal um das Münster herum und verrenke mir den Hals, um den wohl bekanntesten und lustigsten Wasserspeier zu suchen: Den Hinternentblößer. Leider ohne Erfolg. Vielleicht versteckt sich die Figur ausgerechnet hinter dem zur Zeit eingerüsteten Teil des Münsters. Oder meine Augen sind zu schlecht. Wie dem auch sei, der Hinternentblößer stemmt sich mit Armen und durchgestreckten Beinen vom Pfeiler ab und streckt dem Betrachter sein nacktes Hinterteil entgegen. Einer Legende nach soll der Steinmetz seinen Lohn nicht pünktlich erhalten haben, so dass er aus Ärger diese provokante Figur schuf.

Münstermarkt

Der Münstermarkt ist eine Institution in Freiburg

Ich liebe es, an den vielen Ständen zu stöbern, die täglich von 7.30 bis 13.30 Uhr (außer sonntags) rund um das Münster aufgebaut werden. Der Münstermarkt ist eine echte Institution in Freiburg.

Von Obst und Gemüse über Blumen bis hin zu lokaler Handwerkskunst wird hier alles geboten, was das Herz begehrt. Hier bekommt man natürlich auch die berühmte „Freiburger Lange Rote“, eine 35 cm (!) lange Rostbratwurst.

Berühmte Freiburger Rostbratwurst

Ein Muss für alle Käsekuchenliebhaber – zu denen auch ich gehöre – ist „Stefans Käsekuchen“. Ein ganzer Wagen voll mit den unterschiedlichsten Kreationen. Ich würde am liebsten den ganzen Wagen leerkaufen.

Stefans Käsekuchen
Käsekuchen in vielen Variationen

Jetzt im Herbst gibt es auch Stände mit köstlichem Apfel- und Birnenmost. Auf diesem Münstermarkt könnte ich mich den ganzen Tag durchfuttern.

Ireneus Frost bietet feinen Fruchtaufstrich, Marmelade, Essig, Senf und Sirup

Alte Wache

Die 1733 erbaute Alte Wache ist ein beliebter Treffpunkt auf dem Münsterplatz

Direkt neben dem Münster fällt mir ein elegantes gelbes Restaurant mit einer schönen Terrasse auf. In der Alten Wache, die 1733 als Bastion erbaut wurde, befindet sich heute das Haus der badischen Weine. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 18. Jahrhunderts ist eines der wenigen, das während des Zweiten Weltkriegs fast unversehrt blieb.

Historisches Kaufhaus

Das Historische Kaufhaus stammt aus dem Jahre 1520

Am Münsterplatz befindet sich auch das historische Kaufhaus, mit seiner auffälligen roten Fassade und den Arkaden. Gebaut wurde es 1520 für die städtische Marktverwaltung zum Warenumschlag und für die Zollabwicklung. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das prächtige Gebäude mehrfach umgestaltet und diente von 1947 bis 1951 als Parlamentsgebäude des Staates Südbaden.

Hinter den großen Fenstern über den Arkaden befindet sich der prunkvolle Kaisersaal

Heute werden die historischen Räumlichkeiten für besondere Veranstaltungen genutzt. Auf dem über 300 Quadratmeter großen Innenhof finden im Sommer Open Air Veranstaltungen statt. Der pompöse Kaisersaal, der sich hinter den großen Fenstern über den Arkaden befindet, wird beispielsweise für Konzerte und Lesungen genutzt. Die Skulpturen zwischen den Fenstern sind Nachbildungen von Kaiser Maximilian I., seinem Sohn König Philipp sowie dessen Söhnen Karl V., dem römischen Kaiser und dem römischen König Ferdinand I.

Heute wird das Historische Kaufhaus für Veranstaltungen genutzt

Dann lasse ich mich ein wenig treiben und gehe einfach kreuz und quer weiter durch die schöne Altstadt. Plötzlich stehe ich in einer der schönsten Gassen Freiburgs.

Konviktstraße

Eine der schönsten Gassen Freiburgs

Ohne auf das Straßenschild zu schauen weiß ich sofort, dass ich mich in der mit grünen Ranken bewachsenen Konviktstraße mit ihren vielen sanierten Altstadthäusern befinde. Nachdem im Zweiten Weltkrieg viele Bomben hier einschlugen, dauerte es bis in die 70er Jahre, ehe sie wieder aufgebaut und saniert wurde. Neben urigen Weinstuben verstecken sich hier kleine individuelle Boutiquen und Restaurants. Es muss ein Traum sein, hier im Mai oder Juni entlang zu spazieren, wenn der Blauregen über der Straße lila blüht.

Am Ende der Straße wartet schon die nächste Sehenswürdigkeit: Das Schwabentor.

Schwabentor

Das Schwabentor ist eines der beiden heute noch erhaltenen historischen Stadttore

Früher war die Altstadt von Freiburg komplett von einer Mauer mit mehreren Toren und Türmen umgeben. Heute noch erhalten sind das Schwabentor und das Martinstor.

Das Schwabentor, das um 1250 errichtet wurde, ist das jüngere der beiden Tore. Darin befindet sich seit 1969 ein kleines Museum mit Zinnfiguren. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Tor mehrmals umgebaut.

Neben dem Schwabentor führt ein Fußgängerübergang zum Schlossberg. Leider ist es heute ziemlich nebelig, so dass ich mir den Aufstieg auf den Schlossberg spare. Schade, auf die Panoramaaussicht hatte ich mich ganz besonders gefreut.

Übergang zum Schlossberg

Schlossberg

Hinter dem Schwabentor ragt der grün bewaldete Schlossberg empor, von dem aus man einen sensationellen Blick auf die Stadt sowie auf die Ausläufer des Schwarzwalds, das Rheintal und die Vogesen haben soll. Auf dem Schlossberg gibt es viele Aussichtspunkte, ein Weinanbaugebiet und ein paar Wanderwege. Man kann übrigens auch mit der Schlossbergbahn vom Stadtgarten in etwa 3 Minuten auf den Berg fahren.
Es muss wunderschön sein, zum Sonnenuntergang dort zu sein! Wirklich schade, dass es heute so diesig ist.

Freiburg fühlt sich für mich nicht wie eine Großstadt an. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander. Man erreicht auch das beliebte Viertel „Klein Venedig“ vom Schwabentor aus nach einem kurzen Spaziergang über die Gerberau. So nennt sich die Straße, die das Schwabentor mit dem Martinstor verbindet.

Klein Venedig

Klein Venedig mit Brücken, kleinen Geschäften und Restaurants
Boutiquen

Das Bächle wird hier zu einem Kanal, daher wird dieser Teil der Gerberau von den Freiburgern gerne liebevoll als „Klein Venedig“ bezeichnet.

Restaurant Sichelschmiede

In diesem malerischen Viertel findet man hübsch sanierten Gebäude mit kleinen Läden und Weinhandlungen sowie gemütliche Cafés und Restaurants. Das ist ab sofort mein Lieblingsort in Freiburg.

Gemütliche Terrassen laden bei schönem Wetter zum Draußensitzen ein

In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die Brauerei Feierling mit dem ältesten Biergarten von Freiburg, der im Sommer ein beliebter Treffpunkt ist und jetzt verlassen daliegt.

Biergarten Feierling

Auf meinem Weg zum Martinstor entdecke ich meine neue Lieblings Shopping Location: Das Concept Store „Lust auf gut“.

Lust auf Gut

In dem stylisches Conceptstore im Industrielook haben sich verschiedene Anbieter im Atrium-Untergeschoss an der Gerberau zusammengeschlossen und bieten Blumen, Kleidung, Accessoires, Getränke, Essen, Feinkost und vieles mehr. Hier kann man nach Herzenslust stöbern, anprobieren und sich inspirieren lassen.

Am Ende der Gerberau steht das ältere der beiden verbliebenen Stadttore: Das Martinstor.

Martinstor

Das Martinstor ist das ältere der beiden Stadttore

Das Martinstor wurde wahrscheinlich 1201/02 gebaut und genau wie das Schwabentor mehrfach verändert. Heute misst das Tor mit 60 Metern die dreifache Höhe des ursprünglichen Tores. Nicht zu fassen, dass im 19. Jahrhundert einige Bürger und Geschäftsleute den Abriss der historischen Türme forderten, weil sie den Plänen für ein modernes Verkehrskonzept im Wege standen. Zum Glück konnte der damalige Oberbürgermeister Otto Winterer dies verhindern.

Das Martinstor von der Rückseite

Ich kann mich gar nicht entscheiden, welches der beiden Stadttore mir besser gefällt: Das Schwabentor oder das Martinstor? Aus meiner Sicht sind beide sehr sehenswert, und ich finde es wichtig, dass solche historischen Bauten gepflegt und in Ehren gehalten werden.

Jetzt möchte ich mir unbedingt noch das alte und neue Rathaus auf dem Rathausplatz ansehen.

Rathausplatz

1845 entstand mitten in Freiburg der Rathausplatz. Im Sommer ist er vor allem für seinen Brunnen und die Bächle beliebt und im Winter findet hier der Weihnachtsmarkt statt, der gerade aufgebaut wird und am 28.11. seine Tore öffnet. Viele Hütten stehen bereits und der Weihnachtsmarkt-Schriftzug hängt schon. Der Freiburger Weihnachtsmarkt soll einer der schönsten in Deutschland sein, habe ich gehört. Schade, dass ich zur Eröffnung nicht mehr hier bin.

Der Freiburger Weihnachtsmarkt findet vom 28.11-23.12.21 auf dem Rathausplatz statt

Das neue Rathaus war früher mal ein Doppelhaus und ein Hörsaal für die Universität. Nach dem Umbau, der bis 1901 stattfand, wurden die beiden Häuser mit einem Mittelbau verbunden. Es wurde immer weiter verändert mit einer Terrasse und Fenstern bis es der Sitz der Stadtverwaltung wurde.

Altes und Neues Rathaus

So langsam werde ich – überwältigt von der Schönheit Freiburgs – müde. Ich habe heute unglaublich viel Interessantes über Freiburg erfahren. Eine tolle Stadt, die ich bislang vollkommen unterschätzt habe. Was ich jetzt gerne machen möchte, ist ein Spaziergang am Wasser.

Dreisam

Die Dreisam ist ein 29 Kilometer langer idyllischer Fluss, der durch Freiburg fließt. Durch Abzweigungen füllt er auch die beliebten Freiburger Bächle. Hier treffen sich Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer.

Am Ufer der Dreisam kann man dem Trubel der Stadt entfliehen

Ich schlendere am Ufer der Dreisam entlang, genieße die herbstlichen Farben der Bäume und lasse den wunderschönen Tag noch einmal gedanklich an mir vorbeiziehen.

Natur pur mitten in der Stadt

Bei einem leckeren Latte Macchiato im Café Extrablatt beende ich anschließend meinen Stadtrundgang durch Freiburg.

Ein Tag in Freiburg ist viel zu wenig, um alles zu sehen. Vor allem im Sommer bietet Freiburg mit seinen zahlreichen Biergärten Seen und Aussichtspunkten viel Abwechslung.

Ich komme gerne wieder!

Café Extrablatt direkt an der Dreisam

Noch mehr Tipps für Freiburg:

  • Schlossberg mit Kanonenplatz und Kastaniengarten, Freiburgs höchstem Biergarten
  • Platz der Alten Synagoge mit der futuristischen Universitätsbibliothek und der Skulptur von Henry Moore
  • Augustinerplatz/Säule der Toleranz, die am Abend farblich beleuchtet ist und nach 23.00 Uhr auf Rot umschaltet, um die Besucher an die Nachtruhe zu erinnern.
  • Platz der Alten Synagoge. Ein Brunnen in der Mitte erinnert seit 2018 an die alte Synagoge, die 1938 niederbrannte.
  • Stadtgarten
  • Markthalle
  • Sonnenuntergang auf der Wiwili-Brücke
  • Freiburger Seepark (mit Biergarten, Tretbootverleih und Uferwegen) in Freiburg-West
  • Das „Graffitihaus“ im Stadtteil Wiehre
  • Der kleine Waldsee mit Gaststätte und Bootsverleih im Osten der Stadt
  • Ausflug zur Burgruine Schneeburg
  • Schauinsland – beliebter Ausflugsberg mit Seilbahn und Aussichtsturm

Ein Kommentar zu „Ein Tag in Freiburg

  1. Nicht zu vergessen: nach 16 Jahren verlässt Freiburg den unrühmlichen Spitzenplatz der Kriminalität in BaWü. Oder kurz: eine der dt. Kriminellenmetropolen. Gut, Fahrradklau, Uni als Dopinghochburg, Löw, der Fußballschurke….

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