Stavoren – Hindeloopen – Workum – Woudsend – Sloten – Lemmer – IJlst – Stavoren
Stavoren

Die Sonne scheint und der Wind weht schwach bis mäßig. Ideales Wetter für uns, um zum ersten Mal auf das nur durch eine Schleuse von uns getrennte Ijsselmeer rauszufahren.

Wir liegen im Gemeentehaven direkt neben der Johan Frisoslus, eine moderne Schleuse, die aus zwei Schleusen-Kammern besteht und als wichtigste Verbindung zwischen dem Ijsselmeer und den friesischen Seen (Friese Meren) gilt.


Die Johan Friso-Schleuse wird als die „grüne“ Schleuse bezeichnet, weil sie fast vollkommen natürlich gebaut wurde. Nur an notwendigen Stellen, wie beispielsweise den Schleusentoren, kamen Hilfsmittel wie Beton zum Einsatz. Die Schleusenkammer hat keine festen Wände. Die Boote machen an einem Schwimmsteg aus Stahl fest, der sich mit dem Pegelstand der Schleuse bewegt. Die Seiten wurden mit Schilf begrünt.


Die Schleusung erfolgt ohne große Wartezeit zügig und unspektakulär. Im Nu befinden wir uns auf dem „großen Meer“, setzten die Segel und nehmen Kurs auf Hindeloopen. Wir sind erstaunt über den Wellengang. Obwohl es fast windstill ist, werden wir ganz schön hin und her geschaukelt.

Hindeloopen ist nur wenige Seemeilen entfernt. Wir genießen den Ausblick auf Stavoren vom Wasser aus, fahren an den beiden Leuchtfeuern im Alten Hafen (Oude Haven) vorbei, schauen den Schafen auf dem Deich beim Grasen zu, bewundern die vielen Windräder in der Ferne und sehen schon bald den Kirchturm und den Jachthafen von Hindeloopen.
Hindeloopen – Das „friesische Venedig“
Hindeloopen hat ca. 870 Einwohner und ist eine der „elf Städte“ der Provinz Friesland und eines der attraktivsten Reiseziele der Niederlande. Die Siedlung wurde im 13. Jahrhundert gegründet und erreichte ihre Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert als Zentrum des internationalen Transportgewerbes.

Wir sind schockverliebt!
Hindeloopen ist ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Wirklich einer der malerischsten Orte, die wir je besucht haben.
Völlig zurecht wurde Hindeloopen 2015 von der Japan Association of Travel Agents (JATA) als eines der schönsten Dörfer Europas bezeichnet. Kein Wunder, dass wir nicht die einzigen sind, die hier Halt machen. Die Stadt ist vor allem im Frühjahr und Sommer bei Touristen sehr beliebt.


Am Deich empfängt uns ein besonders fotogenes Gebäude: Das azurblaue Rettungsbootshaus der KNRM-Rettungsbrigade aus dem Jahre 1911 ist zum staatlichen Baudenkmal geworden. In den Zeiten der Zuiderzee lief die KNRM aus Hindeloopen aus, um Seeleute vor dem Ertrinken zu retten.

Bei einem Spaziergang über den Deich lassen wir uns den Wind um die Nase wehen, genießen den freien Blick über das Ijsselmeer und schauen den vielen Schafen beim friedlichen Grasen zu.






Nicht weit hinter dem Deich steht die Grote Kerk mit seinem schiefen Turm, den wir schon vom Wasser aus von weitem gesehen haben. Das beeindruckende Bauwerk stammt aus dem Jahre 1593.

Wir spazieren an der Kirche vorbei in den Ort hinein und wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen: Es ist überall soooo schön.

Die einzigartigen kleinen Holzbrücken, schmalen Gassen, schönen Gärten, authentischen Patrizierhäuser und typischen Giebel sorgen für eine besondere Ferienstimmung.



Hindeloopen ist ein friesisches Dorf, wie es schöner nicht sein könnte: Mit frischer Seeluft, schicken Jachten, atemberaubenden Landschaften, schönen Restaurants direkt am Wasser und einer entspannten Atmosphäre.
Der Ort ist auch berühmt als eine der Etappen der Elfstedentocht. Das ist ein 200 km langes Schlittschuhrennen entlang der sogenannten 11 friesischen Städte. Nachdem Leeuwarden 2018 zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde, sind genau diese elf Städte Frieslands mit einzigartigen, künstlerischen Brunnen ausgestattet worden.
Brunnen „Flora & Fauna“
Hindeloopens Brunnen entdecken wir unweit des ehemaligen Stadhuis inmitten wunderschöner Natur.

Der Brunnen stammt von dem chinesischen Künstler Shen Yuan, der sich in die Geschichte der Stadt Hindeloopen vertiefte. Das Stadtwappen zeigt einen Baum mit einem Hirschen und einer Hirschkuh. Der Legende nach handelt es sich um einen sogenannten „Lebensbaum“, dessen Wurzeln in die Unterwelt reichen und seine Zweige in den Himmel.

In Yuans Entwurf mit dem Titel „Flora & Fauna“, wird der Brunnen zum Lebensbaum, ein großes auf dem Boden liegendes Geweih verweist auf die Urkraft von Hirsch und Hirschkuh, repräsentiert aber gleichzeitig auch die Wurzeln und die Äste des Baumes. Das Kunstwerk wurde von ortsansässigen Handwerkern erbaut. Man kann auf dem schönen Geweih sitzen und sich in der herrlichen Umgebung des Brunnens entspannen.
Wir flanieren noch durch schmale Gassen, passieren idyllische Brücken und landen schließlich wieder auf der belebten Promenade des Alten Hafens (Oude Haven), der sich in der Zwischenzeit mit Booten gefüllt hat.
Oude Haven


Im Bereich des Alten Hafens erinnern weitere Sehenswürdigkeiten an die maritime Vergangenheit des Ortes, wie zum Beispiel die historischen Kapitänshäuser, das ehemalige Hafengebäude mit offenem Glockenturm (1619), das heute als Schleusenhaus genutzt wird oder die „Lügnerbank“.




Gleich hinter dem Schleusenhaus finden wir einen schönen Café-Garten und ein nettes Plätzchen in der Sonne, wo wir uns nach dem Rundgang erstmal mit einem leckeren Kuchen verwöhnen lassen.



Hafeninfos

Im Jachthafen von Hindeloopen herrscht ein ständiges Einlaufen und Ablegen an einem der über 500 Liegeplätze. Vor allem am Wochenende empfiehlt es sich, schon gegen Mittag dort zu sein, um einen der begehrten Liegeplätze zu ergattern.
Der gut ausgestattete Hafen, der nach eigenen Angaben der größte Jachthafen im niederländischen Friesland ist, liegt direkt am IJsselmeer und in unmittelbarer Nähe zum Ortskern mit seinen malerischen Häusern. Jede Box ist mit einem Strom- und Trinkwasseranschluss ausgestattet, das WLAN ist kostenlos. Wie man es von einem 4-Sterne-Yachthafen erwartet, sind die Sanitäranlagen modern und geräumig und können rund um die Uhr benutzt werden. Außerdem gibt es im Hafen ein Hallenbad, einen Fitnessraum, Tennisplätze, Squashcourts und eine Sauna zum Entspannen. Für Kinder steht einen Spielplatz mit Spielgeräten und ein kleiner Streichelzoo zur Verfügung. Morgens bekommt man in der Croissanterie frische Brötchen und im Restaurant „Sailors Inn“ kann man zu Mittag oder Abend essen. Außerdem gibt es auf dem Gelände ein Wassersportgeschäft, einen Marktplatz, einen umfassenden Yachtservice sowie ein Winterlager.




Workum
Obwohl uns Hindeloopen so gut gefällt, machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg zu unserem nächst Ziel: Workum. Von Hindeloopen nach Workum ist es nur ein Katzensprung. Daher wollen wir zuerst noch ein bisschen auf dem Ijsselmeer segeln, bevor wir durch den ca. 2 km langen Kanal in den Ort fahren. Leider ist der Wind so schwach, dass wir uns kaum bewegen. Resigniert holen wir die Segel wieder ein, schmeißen den Motor an und nehmen Kurs auf Workum.

Schon von weitem fällt uns der lange weiße Sandstrand auf. Kein Wunder, dass der Ort aufgrund seiner schönen Lage besonders bei Wassersportlern sehr beliebt ist. Wie schon erwähnt, ist Workum durch einen etwa zwei Kilometer langen Kanal mit dem IJsselmeer verbunden. Obwohl der Ort klein ist, verfügt er über mehrere Jachthäfen. Ein riesen großer Jachthafen mit angeschlossenem Campingplatz befindet sich gleich am Anfang des Kanals, in der Nähe des Strandes. Wir wollen aber lieber ins Zentrum und fahren weiter durch den schmalen Kanal in Richtung Ortsmitte und passieren weitere kleine Häfen und einen Gebäudekomplex, der aussieht wie ein Motel mit Bootsparkplätzen davor.

Außerdem gibt es überall am Ufer Möglichkeiten zum Festmachen. Hier ist eindeutig alles auf die Schifffahrt ausgerichtet. Irgendwann stehen wir vor einer geschlossenen Schleuse, die nicht, wie gewohnt, innerhalb kürzester Zeit geöffnet wird. Wir legen am Ufer an und erfahren, dass die Schleuse Pause macht und erst in 30 Minuten wieder geöffnet wird. Egal, die Sonne scheint und wir nutzen die Zeit für einen Hundespaziergang.


Nach der Schleusenpause setzen wir unsere Reise fort und sind begeistert, wie hübsch die Fahrt in die Innenstadt ist. Es geht vorbei an gepflegten Einfamilienhäusern, kleineren Jachthäfen unter malerischen Brücken hindurch vorbei an netten Restaurants direkt am Wasser.

Im Zentrum direkt hinter der Kirche finden wir noch einen schönen Liegeplatz mit Rasen am Ufer. Hier bleiben wir über Nacht.


Kaum haben wir unser Boot festgemacht, kommt der gut gelaunte Hafenmeister zum Kassieren. Wir bezahlen 12,30€ inklusive Touristenabgabe – da kann man nicht meckern. Duschen und Toiletten sind auch noch umsonst. Lediglich Landstrom ist nicht an allen Plätzen vorhanden. Wer darauf angewiesen ist, sollte in eine der Boxen fahren und nicht die seitlichen Plätze am Ufer wählen, die ohnehin nur für kleine Boote unter 8 Meter Länge erlaubt sind.

Was für ein genialer Liegeplatz! Wir haben nicht nur die gigantische Sankt-Gertrudiskirche, die größte spätgotische Kreuzkirche Frieslands mit den größten Kirchenfenstern der Provinz, im Blick. Auch der Brunnen des friesischen Projektes „11 Fountains“ steht in unmittelbarer Nähe zu unserem Boot.

Nochmal zur Erinnerung: Elf Brunnen in elf friesischen Städten von 11 unterschiedlichen Künstlern ist ein Projekt, dass 2018 ins Leben gerufen wurde, als Leeuwarden zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde. Workum ist eine dieser friesischen Elfsteden. Nach Stavoren, Sneek, Leeuwarden, Dokkum und Hindeloopen ist dies der 6. Brunnen, den wir besichtigen.

Brunnen „Die wüsten Löwen von Workum“
Der Brunnen besteht aus zwei überlebensgroßen Löwen, die sich in einigem Abstand voneinander gegenseitig mit Wasser bespucken.
Das Kunstwerk stammt von der britischen Künstlerin Cornelia Parker, die es liebt, mit britischem Humor alltägliche Gegenstände aufzublasen, zu verdoppeln, langzuziehen oder in Stücke zu zerschlagen. Mit den großen Skulpturen, die so entstehen, bekommt das Alte und Bekannte eine neue Bedeutung. So hat die britische Künsterin die heraldischen Löwen von Workum, die schon seit Jahrhunderten das Stadtwappen tragen, zu den Hauptdarstellern ihres Brunnens für das 11 Fountains-Projekt gemacht.



Workum ist mit ca. 4.440 Einwohnern überschaubar klein und gehört zur Gemeinde Súdwest-Fryslân. In dieser malerischen Stadt mit ihren Dutzenden Baudenkmälern haben wir ein bisschen das Gefühl, in die Vergangenheit zu reisen. Neben der Sint Gertrudiskerk und dem Löwen-Brunnen sind die Waag (Stadtwaage) und das Stadhuis (Rathaus) auf jeden Fall einen Besuch wert.



Bei einem Rundgang durch die Stadt fallen uns die vielen schönen verschiedenen Giebel der historischen Gebäude auf. Diese haben auch dazu beigetragen, dass die gesamte Altstadt heute unter Denkmalschutz steht.


Workums Geschichte beginnt bereits circa 1000 n. Chr. mit der Besiedlung der Stadt. Aufgrund der Lage an der Zuiderzee hat sich Workum im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Schifffahrtszentrum entwickelt und sich schließlich auf den Schiffbau spezialisiert! Vor fast 700 Jahren erwarben die Workumer die Stadtrechte.

Kunstliebhaber sollten das Jopie Huisman Museum besuchen und den bekanntesten Einwohner von Workum kennenlernen. Huisman, zugleich Lumpen- und Altmetallhändler, wurde als Autodidakt bereits zu Lebzeiten zur Legende und erlangte in den Niederlanden große Berühmtheit. Er ist für seine realistischen Werke bekannt und zeigt vor allem ganz alltägliche Menschen und Gegenstände wie Schuhe, Lumpen oder Puppen auf Leinwand. Um ehrlich zu sein interessiert mich vor allem die interessante Architektur des Gebäudes. Die Fassade aus Backstein und Rost ist eine gelungene Kombination aus alt und neu.
Woudsend – Lauschiges Dorf mit Wassersportcharakter

Der Weg von Workum nach Woudsend führt über die idyllischen Kanäle Lange Fliet und Koarte Fliet, über das Groote Gaastmeer und über das Heegermeer. Wir haben traumhaft schönes Wetter und Wind von achtern, so dass wir fast die gesamte Strecke segeln können.


Woudsend (oder Wâldsein, wie es in Friesland heisst) hat knapp 1.400 Einwohner und ist durch seine Lage zwischen dem Heegermeer und dem Slotermeer an der Elf-Städte-Route geradezu prädestiniert für den Wassersport. Daher gibt es hier eine Reihe von Segelschulen.

Die Klappbrücke über den Dorfkanal in Woudsend war bis 2006 ein Nadelöhr für die Sportschifffahrt. Dann wurde südlich vom Ortskern ein Aquädukt eröffnet, welches seitdem den Straßenverkehr am Ort vorbei leitet

Am frühen Abend erreichen wir den Ort, der ruhig und etwas verlassen wirkt. Während man in anderen Orten zu dieser Tageszeit nur schwer einen Liegeplatz findet, ist hier weit und breit kein anderes Boot zu sehen.

Gleich hinter der Klappbrücke legen wir uns mit unserem kleinen Segelboot seitwärts an die Kaimauer vor eine der beiden Windmühlen im Ort.

Die vielen kleinen Optimisten und Katamarane rund um die Mühle deuten auf eine Segelschule hin. Und tatsächlich, am nächsten Morgen machen sich die vielen kleinen Boote, wie auf einer Perlenschnur aufgereiht. auf den Weg zum Segelunterricht.

Das ehemalige Handelsdorf hat einiges zu bieten. Das einzigartige historische Zentrum mit seinen vielen kleinen Gassen ist schon ein Erlebnis für sich. Wir schlendern vorbei an liebevoll restaurierten Gebäuden von einem Postkartenmotiv zum anderen.




Auch die Kirchen und das alte Sägewerk „De Jager“ sind absolut sehenswert. Die netten Geschäfte im Zentrum und die verschiedenen Restaurants sorgen für Gemütlichkeit.






Da es in Woudsend nicht viel zu sehen gibt, setzen wir unsere Reise am nächsten Morgen fort und freuen uns auf Sloten.
Sloten – Die Festungsstadt

Schon bei unserer Ankunft haben wir das Gefühl, dass Sloten ein ganz besonderer Ort ist. Schon von weitem sehen wir die ehemalige Festungsanlage mit dem großen Wall und der riesigen Kanone.
Vor der Brücke auf dem Rûnwei finden wir einen ruhigen, idyllischen Liegeplatz für unser Boot und freuen uns schon darauf, den Ort zu erkunden.


Als erstes entdecken wir an der Brücke auf dem Rûnwei die Skulptur einer übergewichtigen Eisläuferin auf einem Sockel. Da die kleine Festungsstadt Sloten auch eine der Städte des berühmten Natureis-Langstreckenrennens ‚Elfstedentocht‘ ist, hat der Künstler Evert van Hemert die Skulptur „Aukje“ extra für den Ort entworfen.

Dann spazieren wir über den Wall zur Kanone, die schon vom Boot aus unser Interesse geweckt hat. Die Festung rund um die Stadt wurde von dem bekannten Festungsbauer Menno van Coehoorn entworfen und gebaut.

Auf dem Festungswall bei der Kanone steht auch eine katholische Kirche, die wir uns nur von außen angeschaut haben. Wir spazieren am Kanal entlang in Richtung Zentrum und genießen den Blick auf die hübschen Fischerhäuser und die kleinen Boote.

Wie die meisten friesischen Städte und Dörfer ist auch Sloten vom Wassertourismus geprägt. Während die Stadt im Winter außerordentlich verschlafen und ruhig ist, zeigt sich die Stadt im Sommer von ihrer schönsten Seite und lädt zum Flanieren entlang der liebevoll hergerichteten alten Häuser am Kanal ein.




Mit einer Vielzahl an idyllischen, verwinkelte Gässchen und Grachten und wunderschönen Gebäuden bietet der Ort dem Besucher eine Fülle an historischen Sehenswürdigkeiten. Sloten (friesisch: Sleat) ist übrigens die kleinste Stadt der Niederlande.

Direkt am Wasser gibt es gemütliche Terrassencafés und Kneipen, die zum Verweilen unter alten Bäumen einladen. Wir suchen uns einen Platz auf der Terrasse des Restaurants Bollwerk und genießen bei strahlendem Sonnenschein ein leckeres Mittagessen.





Nach dem Mittagessen setzten wir unseren Rundgang durch den zauberhaften Ort fort. Auf jeden Fall wollen wir noch die Mühle und den Brunnen sehen.







An der Lemsterpoort auf einer Bastion des Stadtwalls befindet sich die Kornmühle De Kaai. Nach wie vor wird hier auf traditionelle und ursprüngliche Weise Weizen zu Mehl gemahlen. An Samstagen kann man die Mühle besichtigen.

Gleich hinter der Mühle steht eine zweite Kanone, die heute noch genutzt wird. Die Slotener würdigen die bewegte Geschichte ihrer Stadt, die bereits im 13. Jahrhundert entstanden ist, durch einen Salut-Schuss, der jeden Freitag pünktlich um 20 Uhr abgefeuert wird.
Der Kiebitz-Brunnen
Da Sloten zu den sogenannten „elf friesischen Städten“ gehört, hat die Stadt im Rahmen eines speziellen Kulturprojektes einen eigenen Brunnen erhalten.

Der Kiebitz-Brunnen (De Kievit Fontein) von Lucy und Jorge Ortas steht auf dem „Van der Wal“-Platz. Er erzählt die Geschichte der Kinder der Stadt, die in einer eng verbundenen Gemeinschaft mit Traditionen und Bräuchen aufwachsen. Das Mädchen steht auf den Schultern des Jungen und hält einen Kiebitz in der Hand, der in der Tradition Frieslands eine wichtige Rolle spielt und mittlerweile stark gefährdet ist. Wasser füllt unaufhörlich den wackeligen Stapel aus Eimern, Kanistern und Wannen unter den Füßen des Jungen und fließt wieder heraus.
Das Kunstwerk entstand im Rahmen des 11Fountains-Projekts. Anlässlich der Ernennung Leeuwardens zur Kulturhauptstadt Europas 2018 wurde für jede der 11 friesischen Städte ein Brunnen von einem internationalen Künstler gestaltet.
Hafeninfos

Sloten verfügt über zwei Yachthäfen sowie einige Liegeplätze in kommunaler Verwaltung. Die meisten Yachten steuern den Lemsterpoort an, der die übliche Infrastruktur aufweist. Direkt daneben und etwas abseits des Fahrwassers liegt der deutlich kleinere Jachthaven de Dolfjin mit angeschlossenem Reparaturbetrieb. Der Kanal in der Stadt eignet sich nicht zur Übernachtung und ist für Segelboote mit stehendem Mast nicht passierbar.
Wir haben einen Platz an der Nordseite von Sloten gefunden, wo sich vor der Brücke einige Liegeplätze mit Stromanschluss befinden.
Wir werden in Sloten nur eine Nacht bleiben und das bevorstehende Wochenende in Lemmer verbringen.
Lemmer – Die Partystadt

Lemmer hat rund 10.000 Einwohner und ist in den Sommermonaten ein sehr belebter Badeort. Direkt am IJsselmeer gelegen, zieht der Ort viele Touristen aus den gesamten Niederlanden sowie aus Deutschland und Belgien an.

Mit dem Boot erreicht man Lemmer entweder über die Kanäle auf dem Binnenweg oder über das Ijsselmeer. Gleich zwei Schleusen, die Lemstersluis und die Prinses Margrietsluis, ermöglichen den Schiffen vom IJsselmeer in die friesischen Kanäle zu schleusen. Daher wird Lemmer auch als Tor nach Friesland bezeichnet.





Im Ort herrscht ein herrlich buntes Durcheinander, Boote kommen und gehen in jede Richtung. Die Straßen Kortestreek und Langestreek auf beiden Seiten des Stadtkanals bilden zusammen das Zentrum.

Hier kann man auf beiden Seiten mit dem Boot festmachen und liegt mitten im Herzen von Lemmer – sofern man zeitig genug ankommt und noch einen freien Platz ergattert.

Auch wenn es in und um Lemmer mehr als ein halbes Dutzend Yachthäfen gibt, liegt es sich unserer Meinung nach im Stadtkanal hinter der historischen Schleuse am schönsten. Nach 14 Uhr ist es allerdings schwierig, einen der begehrten Bootsliegeplätze zu bekommen. Wenn kein anderer Platz mehr da ist, legt man „im Päckchen“ an, so nennt man das längsseitige Festmachen an einem anderen Boot. Hier in den Niederlanden ist das gang und gäbe.


Vor allem an den Wochenenden ist der Stadhafen rappelvoll, weil dann viele Partysuchende mit ihren Charterbooten anlegen, um ein feuchtfröhliches Wochenende in Lemmer zu verbringen.



Die Dichte an urigen Kneipen, schönen Cafés, Eisdielen und gemütlichen Restaurants mit beheizten Aussenterrassen und Decken über den Stühlen ist in Lemmer besonders hoch.




Auch die kleinen Boutiquen, Souvenirläden und Segelshops laden zum Bummeln und Stöbern ein. Zwischendurch macht man eine Pause auf der Bank bei der Brücke an der Schleuse, die die Form des Bogens eines Lemster Fiskerman-Lastkahns hat.

Oder man sucht sich ein Plätzchen neben der Lemster-Schleuse und beobachtet die vielen unterschiedlichen ein- und ausfahrenden Boote. Die charakteristischen Häuser zu beiden Seiten der Schleuse tragen verschiedene Kachelsprüche, zum Beispiel „Einbrecher an Land, Gewitter voraus“, oder „Nicht viel sagen, sondern behalten und investieren.“ Sie sind auf jeden Fall einen Besuch wert und ein schönes Fotomotiv. In einem der Häuschen sitzt der Schleusenwärter.

Ein weiteres Highlight ist der weitläufige, flach abfallende Sandstrand von Lemmer, auch Lemsterstrand genannt. Er hat auch einen eigenen Strandabschnitt für Hunde und ist nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt.


Dort gibt es einen schicken Beachclub. Mit einem verträumten Blick über die ehemalige Zuiderzee kann man hier nach Herzenslust Kaffeetrinken, zu Abend essen oder einfach nur einen leckeren Drink genießen.

Lemmer ist zwar einer der bedeutendsten Fischereiorte der Niederlande. Dennoch war der Handel für die Stadt in der Vergangenheit noch wichtiger, als das Fischen. Bei einem Stadtrundgang entdecken wir viele Gebäude aus alten Zeiten, die viel von der Geschichte der Stadt erzählen. Natürlich gibt es in Lemmer auch mehrere Kirchen.



Unbedingt gesehen haben sollte man das Ir. D.F. Wouda-Pumpwerk, das größte noch funktionierende dampfbetriebene Pumpwerk der Welt, das inzwischen zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Die vier riesigen Dampfmaschinen werden auch heute noch zum Regulieren des Wasserspiegels genutzt

Hafeninfos

Die Liegeplatzgebühr wird nicht beim Hafenmeister bezahlt, sondern an einem der beiden Automaten im Zentrum von Lemmer. Als Nachweis erhält man einen Aufkleber, den man gut sichtbar am Boot befestigen soll. Für die Nutzung von Duschen, Wasser, Strom und Abfall benötig man eine aufladbare Jachthafenkreditkarte, die ebenfalls an beiden Automaten erhältlich ist.


Lemmer gefällt uns so gut, dass wir gleich mehrere Tage bleiben. Wir mögen das lebendige bunte Treiben und die Vielfalt an schönen Geschäften, Restaurants und Cafés kombiniert mit einem schönen Strand. Hier muss man auf nichts verzichten.
IJlst – Die Holzstadt

Schon die Anfahrt über den Fluss De Geeuw bei strahlendem Sonnenschein ist ein sehr schönes Erlebnis. Wir fahren an traumhaften Häusern vorbei, dessen Grundstücke direkt am Wasser liegen und die alle einen eigenen Bootsanleger haben. Besonders gut gefällt uns die mediterrane Villa mit Palmen im Garten.

In IJlst angekommen, legen wir vor der Brücke an der Galamagracht direkt vor dem charmanten Hotel Het Wapen van IJlst an. Rechts von dem gemütlichen Café/Restaurant befindet sich noch eine einladende Eisdiele. Überall stehen gemütliche Tische draußen mit Blick auf die Gracht.

Auf den ersten Blick ist das ein toller Liegeplatz mitten im Geschehen. Auf den zweiten Blick stellen wir fest, dass hier weder Strom, noch Wasser und auch keine sanitären Anlagen zur Verfügung stehen.




Daher machen wir erstmal einen Rundgang durch den Ort und überlegen dann, ob wir hier über Nacht bleiben oder nicht.





IJlst ist eine jahrhundertealte friesische Stadt, die durch ihre einzigartige Verbundenheit mit dem Wasser geformt wurde. Wir spazieren die schöne Galamagracht entlang und sind entzückt. Wunderschöne kleine historische Häuser reihen sich aneinander. Alle haben einen winzigen, gepflegten Vorgarten, der durch eine schmale gepflasterte Straße vom Haus getrennt ist. Die liebevoll bepflanzten Vorgärten mit gemütlichen Sitzecken grenzen sich durch akkurat geschnittene Hecken vom Nachbarn ab. Wie eine Allee wird die Gracht von Bäumen gesäumt. Wir lieben es, unauffällig in die Fenster der Häuser zu schauen, die selten mit Vorhängen zugezogen sind. Die Niederländer haben ein Händchen dafür, ihre Häuser geschmackvoll und wohnlich einzurichten. Uns fällt auf, dass in den Wohnzimmern häufig deckenhohe Regale voll mit Büchern stehen, vor vielen Häusern findet man neben der Tür eine Bank und überall blühen üppig Blumen in allen Farben.

Mitten zwischen den Wohnhäusern steht plötzlich eine kleine Kirche, die Doopsgezinde kerk. Etwas weiter entdecken wir eine zweite Kirche, die Mauritiuskerk.

Weil es am Ende der Gracht nicht weitergeht, flanieren wir auf der anderen Seite wieder zurück. Vor einem der Häuschen stehen wieder Gläschen mit selbst gemachter Marmelade, die man erwerben kann. Wie süß ist das denn?! Leider haben wir kein Kleingeld dabei.

Auf den kleinen Hinweisschildern an der nächsten Straßenecke entdecken wir die nächsten Sehenswürdigkeiten von IJlst: Den Brunnen und die Sägemühle.

Brunnen „Unsterbliche Blumen – Rikka“
Mitten auf einer grünen Wiese entdecken wir den Brunnen mit dem Namen „Unsterbliche Blumen – Rikka“. Das ist einer der Brunnen, der Teil des Kultur-Projektes ist, das 2018 in Leeuwarden ins Leben gerufen wurde: 11 Brunnen in 11 friesischen Städten von 11 internationalen Künstlern. Sieben von diesen Kunstwerken haben wir bereits gesehen.
Dieser Brunnen verbindet blühende Stinsenpflanzen als Element friesischer Natur mit einer alten Form japanischer Blumenkunst, der Ikebana. Er symbolisiert die jahrhundertealte Verbindung zwischen Mensch, Kultur und Natur.
Shinji Ohmaki, ein japanischer Professor für Kunst und Musik, hat dieses Monument entworfen. Seiner Meinung nach entsteht die Kultur genau wie die Natur, Schicht für Schicht. Neue Generationen bauen weiterhin auf einer großen darunterliegenden Schicht auf, die nicht verschwindet. Genau auf dieselbe Weise, wie auch die Stadt IJlst geschaffen wurde. Die alten, weitgehend wilden Stinzenpflanzen sind ein Zeichen dieser unsichtbaren Unterschicht und der Rolle des Menschen bei deren Entwicklung.
Nun ja – der Brunnen ist ganz hübsch, aber der Standort ist etwas abgelegen und unspektakulär. Ich finde, ein Brunnen gehört ins Ortszentrum.


Dafür befinden sich die übrigen Sehenswürdigkeiten von IJlst in unmittelbarer Nähe. Gleich hinter dem Brunnen steht majestätisch am Fluss Geeuw die beeindruckende Sägemühle „De Rat“ aus dem 17. Jahrhundert, eine dreistöckige Holländermühle. Die Mühle ist seit über 300 Jahren in Betrieb und sägt auch heute noch riesige Baumstämme zu Brettern.

Das moderne Holzgebäude mit seinen riesigen Glasflächen, in dem sich das Museum “Houtstad IJlst” befindet, ist energieneutral. Das Design gefällt mir ausgesprochen gut. Von aussen durch die Fenster sind schon einige Exponate zu sehen und man bekommt schon einen ersten Eindruck von der interessanten Ausstellung. Hier kann man die vollständige Entwicklung des Holzsägens sehen und erleben.


IJlst ist seit Jahrhunderten mit Holz verbunden. Bis zur Erfindung der Kurbelwelle im Mittelalter musste das Holz von Menschenhand verarbeitet werden. Aufgrund der Erfindung der Kurbelwelle konnten Baumstämme mit Hilfe von Windkraft gesägt werden. Als die Dampfmaschine erfunden wurde, war die Windkraft nicht mehr nötig. Später wurde dann ein Elektromotor mit dem Sägerahmen verbunden.

Nach unserem Rundgang durch den Ort haben wir bereits alle Sehenswürdigkeiten gesehen. Daher beschließen wir, nicht über Nacht zu bleiben.
Wir legen wieder ab und fahren in Richtung Heeg bzw. Stavoren, wo wir in zwei Tagen Freunde treffen wollen, um weitere zwei Wochen gemeinsam über die Stehende Mastroute zu segeln.
Auf halber Strecke suchen wir uns einen kostenlosen Liegeplatz mitten in der Natur, von denen es in Friesland rund 3.500 Stück gibt.
Marrekrite

Diese kostenlosen Liegeplätze in der Natur werden auch Marrekrite-Liegeplätze genannt. Die „Marrekrite“ ist eine 1957 ins Leben gerufene Partnerschaft zwischen der friesischen Provinz und verschiedenen Gemeinden. Sie kümmert sich darum, dass die Liegeplätze in Stand gehalten und gepflegt werden. Ein blau-weißes Schild mit Segelboot weist auf einen solchen kostenlosen Liegeplatz hin, an dem man maximal drei Tage liegenbleiben darf.

Nicht verpflichtend, aber doch gern gesehen ist es, wenn man einmalig eine Marrekrite-Fahne für 15 Euro kauft, um die Tätigkeiten zu unterstützen, die hauptsächlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgeführt werden.

Fazit
Wir sind jetzt seit fast fünf Wochen in den Niederlanden unterwegs und von dem Segelrevier rund um das Ijsselmeer und die Binnengewässer begeistert. Völlig zurecht ist das IJsselmeer ein Eldorado für Wassersportler. Die Infrastruktur aus Häfen und Wasserstraßen ist ideal, Serviceeinrichtungen wie Segelmacher oder Bootsbauer finden sich in fast jedem Hafen. Auch Tankstellen sind überall zu finden. Wenn es auf dem Ijsselmeer aufgrund von zu viel Wind und Welle zu turbulent zugeht, kann man auf die geschützten Binnengewässer ausweichen. Oder man verweilt einfach ein paar Tage in einem der vielen schönen Häfen und wartet auf besseres Wetter. Das macht das Revier gerade für Einsteiger so interessant.
