Unser Rundweg: Schierke – Oberer Königsweg – Goetheweg – Brocken – Eckerlochstieg – Schierke

Kurz vorweg:
Bei der Planung einer Wanderung durch den Nationalpark Harz auf den 1.141 m hohen Brocken sollte man die dort teilweise extremen Wetterbedingungen beachten. Ideale Wetterbedingungen herrschen nur selten. Man glaubt es kaum, aber das Klima entspricht einer alpinen Lage in 1.600 bis 2.200 m Höhe bzw. dem Klima Islands. An fast 180 Tagen im Jahr findet man auf dem Brocken eine Schneedecke und an 85 Tagen liegen die Temperaturen auf dem Berg unter 0°C. Hinzu kommt, dass der Gipfel an vielen Tagen in dichten Nebel gehüllt ist. Manchmal sieht man das sagenumwobene Brockengespenst – eine optische Täuschung, die in früheren Zeiten die Brockenbesucher in Angst und Schrecken versetzt hat.


Bei idealen Wetterbedingungen machen wir uns auf den Weg in den Harz
Endlich ist es soweit. Die Wettervorhersage verspricht Windstille, Schnee und Sonne satt. Jetzt oder nie. Das wird der Tag unserer ersten Brockenwanderung, die wir schon so lange unternehmen wollten. Noch vor Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg in den gut 200 km enfernten Ort Schierke, den Startpunkt unserer Abenteuerwanderung. Kurz vor der Ankunft begrüßt uns der höchste Berg Norddeutschlands mit einem unbeschreiblich schönen Sonnenaufgang in winterlichen Pastellfarben.

Es verspricht, ein herrlicher Tag zu werden
Unsere Brockenwanderung im Überblick:
- Ausgangspunkt: Schierke
- Schwierigkeit: mittel
- Länge: ca. 14 Km
- Auf-/Abstieg: 543 hm
- Höchster Punkt: 1140 m
- Dauer ca. 4,5 Stunden
- Route: Über Brockenstrasse, Oberer Königsbergweg und Goetheweg auf den Brocken, über Eckerlochstieg wieder zurück nach Schierke.



Wegbeschreibung

Los geht’s in Schierke…
Startpunkt unserer Wanderung ist das direkt an der Brockenstraße gelegene Nationalparkhaus Schierke mit angegliederter Rangerstation. Hier beginnt der Nationalpark Harz. Dieser ist mit 24.700 ha der größte Waldnationalpark in Deutschland. Er erstreckt sich über die beiden Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Der Brocken wurde bereits 1937 zum Naturschutzgebiet erklärt.





führt entlang der Brockenstrasse
Die Qual der Wahl: Verschiedene Wege führen zum Gipfel
Wir folgen der asphaltierten Brockenstraße ein Stück bergauf. Am rechts liegenden Wasserwerk vorbei überqueren wir auf der Brockenstraße das Schwarze Schluftwasser. Jetzt müssen wir uns entscheiden: Entweder nehmen wir den längeren, einfacheren Weg über den Oberen Königsbergweg, oder wir wählen den kürzeren, steileren Aufstieg über den Eckerlochstieg.

Auf einem Warnschild lesen wir, dass von der Begehung des Eckerlochstieges abgeraten wird, weil viele umgestürzte Bäume den Weg versperren und weitere Bäume umstürzen könnten.

haben wir den Weg ganz für uns alleine



Die Vernunft siegt! Wir entscheiden uns gegen den schmalen, anspruchsvollen Eckerlochstieg und bleiben zunächst auf der Brockenstrasse, bis wir nach wenigen 100 Metern eine Abzweigung erreichen. Dort verlassen wir die Brockenstrasse, um auf dem Oberen Königsbergweg weiter zu wandern. Dies ist ein verschneiter, idyllischer Waldweg, der als Loipe genutzt wird. Da es noch früh am Morgen ist, kommen uns nur vereinzelt ein paar sportliche LangläuferInnen entgegen.
Der Obere Königsbergweg ist eine lohnenswerte Alternative zum Eckerlochstieg



Bei herrlichstem Winterwetter können wir uns an der Schönheit der Natur kaum sattsehen. Wir sind fast alleine unterwegs, genießen die Ruhe und lauschen dem Knirschen des Schnees unter unseren Schuhsohlen. Herrlich, wie die Sonnenstrahlen durch die Zweige der schneebedeckten Tannen scheint. Hinter jeder Kurve erwarten uns neue, atemberaubende Fotomotive.







Wandern auf den Spuren von Goethe
Nach ca. 6 km endet der obere Königsweg und wir stossen auf den bekannten Goetheweg, der Teil des Harzer-Hexen-Stiegs ist. Der berühmte Harzer Hexenstieg ist ein knapp 100 km langer Wanderweg, der von Osterode durch den Harz über den Brocken nach Thale führt.
Da der Goetheweg, der in Torfhaus beginnt, einer der beliebtesten Wanderwege zum Brocken ist, sind hier deutlich mehr Wanderer unterwegs.


Wir verlassen den schützenden Wald und befinden uns nun auf dem Goetheweg, der nur noch von wenigen Bäumen gesäumt wird. Hier verlief die ehemalige innerdeutsche Grenze, deren Verlauf wir eine kurze Strecke folgen. Vor uns liegt auch das Gleisbett der Brockenbahn.


Der Aufstieg ist fast geschafft
Je näher wir dem Gipfel kommen, desto spärlicher wird der Baumwuchs
So langsam kommen wir dem höchsten Gipfel des Harzes immer näher. Deutlich ist zu sehen, dass der Wuchs der Fichten hier gedrungener ist und viele Bäume bereits abgestorben sind. Der Grund dafür ist, dass es den Fichten in diesen Höhenlagen schwer fällt, sich gegen die raue Witterung zu behaupten.




Die Äste und Zweige der Fichten können die Schneemassen kaum noch tragen
Nach einer gut 2-stündigen Wanderung erreichen wir das Plateau des Brockens. Wir werden mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt, die man aufgrund des häufigen Nebels nur an wenige Tagen im Jahr hat.






Ein Muss ist natürlich das Erinnerungsfoto am obersten Brockenstein. Während wir beim Aufstieg ganz schön in Wallungen gekommen sind, spüren wir die eisigen Temperaturen von -12 Grad C hier oben sehr deutlich. Durch die fehlenden Bäume weht hier ein leichter Wind, der uns schnell auskühlen lässt. Da wir aufgrund der Corona-Pandemie nirgendwo einkehren können, verzehren wir unsere mitgebrachten Speisen schnell im Stehen und machen uns wieder auf den Rückweg.





Zu Fuß wagen wir den steilen Abstieg über den Eckerlochstieg zurück nach Schierke
Wir entschließen uns, trotz des Schnees und umgestürzter Bäume, nun doch über den steilen Eckerlochstieg zurück nach Schierke zu wandern. Entgegenkommende Wanderer versichern uns, dass eine Begehung des steilen Pfades problemlos möglich ist.
Das auf der Südseite des Brockens gelegene Eckerloch wurde so genannt, weil hier in der Vergangenheit hauptsächlich Rotbuchen wuchsen, deren Früchte Bucheckern heißen.




sehr steil und rutschig, daher ist festes Schuhwerk unbedingt erforderlich
Der anspruchsvolle Eckerlochstieg verläuft teilweise im Tal des Schwarzen Schluftwassers, ein etwa 3 km langes Flüsschen. „Schluft“ bedeutet „Schlucht“ und weist auf den Schluchtcharakter hin, den das Eckerloch hat.










Der Weg ist zwar steil und nicht ganz einfach zu begehen, aber absolut lohnenswert. Idyllisch schlängelt sich der schneebedeckte schmale Pfad über Wurzeln, Steine, Bachläufe und Stege bergab. Hin und wieder müssen wir über einen umgestürzten Baum klettern, was die Wanderung besonders abenteuerlich macht. Es geht mitten durch den Wald und die Vegetation ringsum ist wunderschön. Ein paar Mal überqueren wir auch das Gleisbett der Brockenbahn, die ausschließlich mit Dampfloks von Drei Annen Hohne über Schierke auf den Brocken fährt.

Wir passieren eine von 222 Stempelstellen im gesamten Harz
Als wir den Rastplatz im Eckerloch erreichen, haben wir den steilsten und steinigsten Teil unseres Abstiegs hinter uns. Hier befindet sich eine urige Schutzhütte mit einem Stempelkasten. Dies ist die Stempelstelle HWN 11. Weitere Infos dazu am Ende dieses Artikels.

Hier befindet sich die Stempelstelle HWN 11




Als wir den Wald verlassen biegen wir nach links auf die Brockenstraße ab und erreichen nach wenigen 100 Metern den Ausgangspunkt unserer Wanderung, das Nationalparkhaus Schierke. Müde und erschöpft aber glücklich, steigen wir in unser Auto und lassen den schönen Tag noch einmal Revue passieren, während wir wieder in Richtung Heimat fahren.

Harzer Wandernadel
An insgesamt 222 sehenswerten Plätzen im gesamten Harz stehen Stempelstellen der „Harzer Wandernadel“. Sie befinden sich in der Nähe von romantischen Waldgaststätten, rustikalen Schutzhütten, interessanten Aussichtspunkten, Bergwerken, Burgruinen und Naturdenkmälern.
Das dazugehörige Stempelheft gibt es für 3 Euro in den Tourismusinformationen und normalerweise auch auf dem Brocken. Im Stempelheft sind neben den Stempelfeldern alle Stempelstellen beschrieben.
Mit der Harzer Wandernadel kann man den gesamten Harz erwandern und auf diese Weise sowohl die bekannten Touristenziele als auch weniger bekannte aber ebenso lohnenswerte Ziele entdecken.